Ernstfall geprobt
Adensen – Vor genau zwei Jahren, am 22. März 2020, trat der erste Lockdown der Corona-Pandemie in Kraft. Die Folgen waren weitreichend – auch für die Feuerwehren in der Gemeinde. Damals wurde der gesamte Dienstbetrieb förmlich eingefroren. Auch gemeinsame Übungsdienste zwischen mehreren Ortsfeuerwehren waren nicht mehr möglich. Ein großes Problem, denn viele Einsatzlagen erfordern die Zusammenarbeit untereinander. Ein beispielhaftes Alarmstichwort, welches gleich mehrere Ortsfeuerwehren auf den Plan ruft, ist der Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person. Neben der zuständigen Ortsfeuerwehr – in deren Bereich der Unfall passiert ist- rücken gleich mehrere weitere Einheiten mit an. Diese verfügen dann über spezielles technisches Rettungsmaterial auf ihren Fahrzeugen, um die Verunfallten aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Für das Einzugsgebiet von Adensen rücken beispielsweise die Ortsfeuerwehren Nordstemmen und Rössing mit an, da sie über das notwendige technische Gerät auf ihren Hilfeleistungslöschfahrzeugen (kurz HLF) verfügen. Doch bis die Einsatzkräfte aus Nordstemmen und Rössing in Adensen eintreffen, können mehrere Minuten vergehen. Eine mögliche Zeitspanne, in der die Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg auf sich allein gestellt ist. Gruppenführer und Ausbilder Stefan Thiel nutzte nun diese mögliche Situation, um die Handgriffe und Erstmaßnahmen am verunfallten PKW zu üben. Ein eigens hierfür ausrangierter Kleinwagen diente als Übungsobjekt. Er wurde im Bereich der Biogasanlage positioniert und mit einer Rettungspuppe als „Patient“ präpariert. Gegen 19 Uhr (am 23.03.2022) begann der spezielle Übungsdienst und die beiden Fahrzeuge der Ortsfeuerwehr rückten – wie zuvor in den theoretischen Lektionen geübt – zur Unfallstelle aus.
Am Übungsobjekt angekommen galt es dann mit einfachen technischen Hilfsmitteln das Fahrzeug gegen ein Wegrollen abzusichern und sich um den „Eingeklemmten“ zu kümmern. Stefan Thiel wollte an diesem Abend jedoch nicht nur die taktischen Erstmaßnahmen der Ortsfeuerwehr erproben, sondern auch den Ablauf der technischen Rettung. Der Gruppenführer hatte deshalb die Ortsfeuerwehr Rössing nach Adensen eingeladen. Gemäß der georeferenzierten Alarmierung würden die Rössinger im Realeinsatz nach Adensen ausrücken – sie hätten jedoch den längsten Anfahrtsweg. „Wie lange die Ankunft dann dauert, hängt von vielen Faktoren ab“, so Gruppenführer Thiel. Beispielsweise kann die Verkehrslage, das Wetter oder Umwege durch Sperrungen und Baustellen die Ankunft an der Einsatzstelle verzögern. Eine solche Verzögerung hatte Stefan Thiel auch am Tag der Übung mit eingeplant. So trafen die Kameradinnen und Kameraden aus Rössing gegen 19:20 Uhr an der Biogasanlage in Adensen ein. Doch danach ging alles sehr schnell. Unter der Leitung von Björn Gadesmann organisierten die Einsatzkräfte die technische Rettung des „Verunfallten“ und befreiten diesen bereits nach 20 Minuten aus seiner misslichen Lage. Anschließend konnten sich auch die Kameraden aus Adensen-Hallerburg unter Anleitung mit den technischen Gerätschaften der Rössinger ein wenig vertraut machen. Gegen 20:30 Uhr konnte die Übung beendet werden. Auf der anschließenden Abschlussbesprechung merkte Stefan Thiel an, dass eine solche Einsatzsituation keine ausgedachte Lage sei. Der schwere Unfall im Dezember 2021, bei dem ein junger Mann auf der K 505 in Höhe Adensen tödlich verunglückte, zeige Thiel, dass schwere Verkehrsunfälle auch für die Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg eine nicht zu unterschätzende Rolle im Einsatzgeschehen spielen. Dies bekräftigte auch Ortsbrandmeister Bernd Beyer. Zudem sei es seit zwei Jahren die erste ortsübergreifende Übung für die Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg gewesen, wie Beyer weiter feststellte. Ihm waren an diesem Abend besonders die einsatztaktischen Abläufe als erstanrückende Ortsfeuerwehr wichtig und die anschließende Zusammenarbeit während der technischen Rettung. Und auch aus den Reihen der Rössinger Kameradinnen und Kameraden kam positive Resonanz. Sie waren dankbar für die Übungsmöglichkeit, da so die eigenen Abläufe der technischen Rettung wieder einmal trainiert werden konnten.